Buchweizen, das klingt ja fast ein wenig überkandidelt. Hadn passt da schon viel besser. Das hört sich bodenständig, kräftig, genügsam und ehrlich an. Und so ist er auch tatsächlich, der Hadn.

Genügsamer Einwanderer
Er gehört zu Kärnten wie die Kasnudeln oder der Reindling. Da vergisst man leicht, dass er eigentlich ein Zuag’reister ist. Vor ungefähr 700 Jahren soll er aus seiner Heimat China über Russland mit den „Heiden“, den Ungläubigen, zu uns gekommen sein. Daher auch sein Name Heidekorn oder eben Hadn. Überall dort, wo der Boden karg und die Vegetationsperioden kurz waren, hat man ihn gern angebaut. So ist er vielerorts zu einem wichtigen Grundnahrungsmittel geworden.

Hadnsterz – ein traditionelles Kärntner Gericht (foto und link: orf kärnten)
Der Hadn kann mit keiner glorreichen Geschichte angeben wie etwa Reis, Mais oder Weizen, auf deren Grundlage ganze Hochkulturen entstanden sind. Allerdings er hat die Menschen verlässlich über den Winter gebracht, zurückhaltend aber gehaltvoll. Über die Zeit ist der Hadn von der ertragreichen Kartoffel verdrängt worden.
Der Weizen, der züchterisch immer wieder verändert und auf diese Weise vor allem den Bedürfnissen der Ernährungsindustrie angepasst wurde, hat an Bedeutung gewonnen und den Hadn ebenfalls in Vergessenheit geraten lassen. Zudem hat Weizen auf Kunstdüngergaben mit Ertragssteigerung reagiert. Das hat der Hadn nicht mit sich machen lassen. Er wächst nicht auf kunstgedüngtem Boden und hat züchterischen Zähmungsversuchen Widerstand geleistet.

Bio-Hadnfeld der Familie Raunig am Radsberg
Hier wird die wahre Größe des Hadns offenbar. Neben seiner Anspruchslosigkeit Boden und Klima betreffend, wartet er mit vielen Nährstoffen und funktionellen Inhaltstoffen sowie mit einer hervorragenden Verträglichkeit auf, die für uns „moderne“ Menschen besonders interessant sein können.
Bekömmlicher Sattmacher
Das erste Plus in Sachen Gesundheitswert heimst der Hadn damit ein, das er etwas nicht ist: ein Getreide nämlich, auch wenn wir ihn in unseren Küchen so verwenden. Botanisch gehört er zur Familie der Knöterichgewächse, Rhabarber und Sauerampfer sind seine Vettern. Somit enthält er kein Gluten (das Klebereiweiß in allen backfähigen Mehlen) und ist eine gut bekömmliche Alternative für Zöliakiebetroffene und Menschen, die aus anderen Gründen auf das mitunter schlecht verträgliche Eiweiß verzichten möchten.

Der Hadnstoppl ist zwar nicht glutenfrei, aber kommt dafür ganz ohne Weizen aus (foto: kaerntenphoto)
Leicht verdaulich sind auch die im Hadn enthaltenen Kohlenhydrate. Er ist ein wahrer Bauchschmeichler, ein sanfter Sattmacher. Das liegt auch daran, dass am Hadn nicht herumgedoktert wurde. Es ist so, wie er immer schon war. Während der Weizen in eine Richtung gezüchtet wurde, die uns heute gravierende Verdauungs- und Verträglichkeitsprobleme beschert, ist der Hadn noch ursprünglich und damit hoch verträglich.
Wem Blähungen, Bauchschmerzen und Verdauungsunregelmäßigkeiten oder Magendrücken wohl bekannt sind, dem sei der Hadn ans Herz gelegt.
Für alle, die groß und stark werden wollen
Das nächste Plus kriegt der Hadn schon wieder für’s Eiweiß. Mengenmäßig sind die 9 Gramm Eiweiß pro 100 Gramm Hadn jetzt zwar nicht extrem viel, kann aber vom Körper aufgrund der ausgewogenen Zusammensetzung der Aminosäuren (Eiweißbausteine) sehr gut verwertet und in körpereigenes Eiweiß umgebaut werden.
Dabei spielt die Aminosäure Lysin eine wichtige Rolle, die in den meisten „echten“ Getreiden unterrepräsentiert ist. Damit der Körper Eiweiß aufbauen kann ist es notwendig, dass alle Bausteine in ausreichender Menge vorhanden sind. Hier leistet der Hadn unter den Getreiden bzw. Pseudogetreiden einen wichtigen Beitrag zur Versorgung mit diesen lebensnotwendigen Aminosäuren, weil er neben Quinoa und Amaranth eine echte Lysinbombe ist.